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28. September 2021, 08:00

Der jüngste Clubvorstand der Schweiz

Vor der Interclub-Saison 2019 waren sechs tennisbegeisterte Kanti-Freunde etwas spät dran, als sie sich entschieden, eine neue IC-Mannschaft zu formieren. Der einzige Club, der die aus dem gesamten Kanton Glarus stammenden Jungs aufnehmen konnte und wollte, war der Tennisclub in Schwanden. Ein Jahr später stellen die 18- und 19-Jährigen den neuen Clubvorstand.

Einen solch rasanten Aufstieg innerhalb ihres neuen Tennisclubs in Schwanden hätte sich wohl keiner gedacht, am allerwenigsten wohl die Protagonisten selber: Präsident Luca Wiederkehr (19 Jahre jung),  Robin Lienhard (19, Vizepräsident/Kassier), Phlipp Hösli (19, Interclub/Junioren), Florian Wiederkehr (18, IT/Sponsoring), Andri Gilg (18, Aktuar/Presse) und Nicolas Meili (18, Infrastruktur/Events). Anlässlich der 125. Delegiertenversammlung von Swiss Tennis am 12. September erzählten Wiederkehr, Lienhard und Gilg den anwesenden Delegierten von den Herausforderungen ihrer neuen Ämter und wie vermehrt junge Leute motiviert werden können, im Tennisclub Verantwortung zu übernehmen.
 
«Der vorherige Vorstand war berufs- und familienbedingt zurückgetreten und es gestaltete sich sehr schwierig, Nachfolger für sie zu finden», erklärt Vizepräsident Robin Lienhard wie es überhaupt dazu kam, dass er uns seine Freunde seit März 2020 ihren Tennisclub führen. Daraufhin brachte sein Vater die Idee auf, warum sich nicht die Clique des Sohnes, die ja schon gemeinsam im Interclub spielten, der Aufgaben annehmen wolle. «Wir haben uns das kurz überlegt und gedacht, dass wir dabei sehr viel lernen können und haben deshalb dann gemeinsam zu dieser Herausforderung ja gesagt.».
 
Nicht nur Corona als Herausforderung
Und eine Herausforderung war es tatsächlich – nicht nur, weil kurze Zeit später bekanntlicherweise der Corona-Lockdown erfolgte, der für Luca Wiederkehr bedeutete: Clubmitglieder informieren, Schutzkonzept erstellen, Planungen auf den Kopf stellen und dann irgendwann wieder vorsichtige Öffnung des Clubs unter Einhaltung aller Schutzmassnahmen. «Gleich zu Beginn unserer Amtszeit musste ich auch noch eine Eingabe an die Gemeinde bezüglich eines Mitwirkungsverfahrens bezüglich Landumzonung rund um unseren Club erstellen. Das sind sicherlich nicht Aufgaben, mit denen man sich sonst als 19-Jähriger befasst. Diese Möglichkeit bietet mir das Amt im Tennisclub.»
 
Neu waren für Wiederkehr auch die Führungsaufgaben im Vorstand: «Ich finde es interessant, das Vorstandsteam zu motivieren und sie so zu führen, dass sie in ihren Ressorts die Arbeit erledigen können und auch dafür zu sorgen, dass wir konstruktiv zusammenarbeiten und nicht gegeneinander.» So nebenbei schult also der künftige VWL-Student auch gleich noch seine Führungsfähigkeiten.
 
Zusammen geht’s einfacher
Zentral für die sechs jungen Männern vor ihrem Amtsantritt war, dass sie die Aufgaben gemeinsam übernehmen konnten, wie Lienhard weiter erklärt. «Alleine und ohne viel Erfahrung als junge Person in einen bestehenden Vorstand reinzukommen finden wir sehr schwierig. Aber mit guten Kollegen in die neuen Aufgaben reinwachsen, das konnten wir uns vorstellen. So dass wir gesagt haben: alle oder keiner.» Und der TC Schwanden wählte «alle». «Wir sind sehr dankbar, dass uns der vorherige Vorstand immer noch tatkräftig unterstützt und wir uns bei Fragen auch an sie wenden können. Das hilft.»
 
In den paar Monaten, in denen wieder Tennis gespielt werden kann, war der TC Schwanden mit seinem Vorstand auch bereits aktiv. So organisierten die digital versierten «Neu-Funktionäre» diverse Promotionen und Aufrufe für neue Schnupperanlässe auch via soziale Medien. «Wir wollen ein aktives Clubleben organisieren und ankurbeln, das hat bei den ersten Anlässen ganz gut funktioniert und wir planen weiterhin solche Aktivitäten, um vermehrt Personen in unserem Alter die Begeisterung für den Tennissport näherzubringen», so Andri Gilg. Die Clubmitglieder hätten eigentlich sehr positiv auf den neuen Vorstand reagiert, auch wenn zu Beginn natürlich das eine oder andere Mal die Frage aufkam, «ob die Jungen denn das können». Aber mittlerweile hätte sich das gelegt. «Es hat auch keine Probleme gegeben und alle haben mit viel Spass an den ersten Events teilgenommen.»
 
Was jetzt noch fehlt, ist eine junge Frau im Vorstand. Das sei gar nicht so einfach, meint Gilg. In ihrem Alter habe es zuwenig Frauen in ihrem Club – aber das könnte sich mit dem jungen und symphatischen Vorstand bald ändern…

 
Tipps und Learnings, um jungen Clubmitgliedern mehr Verantwortung zu übergeben:

  • Junge Leute übernehmen oft Verantwortung, wenn man sie konkret darauf anspricht, ihnen unterstützend zur Seite steht, aber gleichzeitig auch das Vertrauen ausspricht und sie sich einbringen können.  
  • Alleine als junge Person eine neue Herausforderung anzunehmen ist schwieriger, als dies zusammen mit einigen Kolleginnen und Kollegen zu tun – fragen Sie beispielsweise ihre JuniorInnen-IC-Teams an.
  • Erfahrene Funktionäre können «Götti»- oder «Gotte»-Funktionen übernehmen und bei Problemen beratend zur Seite stehen.
  • Tennisspielen und auch eine aktive Clubmitgliedschaft sind eine Art Lebensschule – man lernt Verantwortung zu übernehmen, sich Neuem zu stellen und Entscheidungen zu treffen. Das kann später auch in einer beruflichen Karriere helfen – diese Botschaft sollte an potentiell Interessierte noch besser kommuniziert werden.
  • Ermöglichen Sie den jungen Mitglieder ein erstes «Reinschnuppern», indem Sie Ihnen die Verantwortung für einen Anlass oder eine Turnierserie übergeben. 


Dieser Artikel ist auch im Swiss Tennis-Newsletter erschienen.