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23. November 2018, 09:07

Patty Schnyder tritt zurück

Kurz vor ihrem 40 Geburtstag hat Patty Schnyder heute über Twitter ihren (erneuten) Rücktritt bekannt gegeben. Damit zieht sich eine aussergewöhnliche Athletin vom Spitzensport zurück.

Zu den besonderen Stärken Patty Schnyders gehörte ihre unglaubliche Konstanz. Im August 1998 stand die Linkshänderin, die 1994 ihr erstes Turnier auf der WTA-Tour bestritten hatte, erstmals in den Top-10 der Weltrangliste. Insgesamt 94 Wochen gehörte sie zu den besten 10 und über fünf Jahre (Februar 2004 – Juni 2009) ununterbrochen zu den besten 20 Tennisspielerinnen der Welt. Während ihrer langen Karriere erreichte Schnyder, die oft im Schatten von Martina Hingis stand, sechsmal die Viertelfinals an Grand-Slam-Turnieren (Australian Open: 05, 06, French Open: 08, US Open: 98, 08), dazu stiess sie an den Australian Open 2004 in den Halbfinal vor, wo sie erst der Belgierin Kim Clijsters unterlag. Bei ihren 60 Grand-Slam-Teilnahmen stand sie nicht weniger als 21 Mal im 1/8-Final. Diesen Sommer hat sich Schnyder an den US Open gar als älteste Spielerin an einem Grand-Slam-Turnier erfolgreich durch die Qualifikation gekämpft. Gegen Maria Scharapowa musste sie sich schliesslich in einem hart umkämpften Duell in der ersten Runde geschlagen geben.  

«Mit Patty tritt eine der grössten Schweizer Tennispielerinnen aller Zeiten zurück. Sie hat unteranderem gezeigt, dass mit viel Leidenschaft, harter Arbeit und Liebe zum Sport auch in einem etwas höhren Alter noch Top-Resultate drin liegen», sagt der Schweizer Fed-Cup-Captain Heinz Günthardt.

Erfolgreicher Einsatz für die Schweiz
Besonders der Teamwettbewerb – der Fed Cup – lag der Baselbieterin am Herzen. So ist Schnyder diesen Frühling nochmals im Schweizer Dress aufgelaufen. Diesen Einsatz schätzt Günthardt sehr: «Dass sie im April ins Fed-Cup-Team zurück gekommen ist, um uns im Kampf gegen den Abstieg zu unterstützen, rechne ich ihr sehr hoch an. Die Trainingswoche mit ihr war für die weiteren Spielerinnen des Teams eine grosse Inspiration.» Schliesslich war mit Patty Schnyder die mit Abstand klare Rekordhalterin der Schweiz im Fed Cup im Einsatz. Ganze 38 Begegnungen bestritt Patty Schnyder mit dem Schweizer Fed Cup Team.

Sie trug im April 2011 mit zwei Siegen im Einzel gegen Schweden massgeblich zum Wiederaufstieg der Schweizerinnen in die Weltgruppe II bei und feierte dabei ihren 50. Sieg – auch das ein Schweizer Rekord. Als 18-Jährige gab Schnyder 1996 neben Martina Hingis ihr Debut im Schweizer Dress. In der Europe-/Afrika-Zone klassiert, starteten die Schweizerinnen in La Manga (Spaniens) zu einem grandiosen Lauf mit Siegen gegen Jugoslawien, Georgien, Kroatien, Ungarn und Russland. Nur drei Monate später, kurz vor den Olympischen Spielen in Atlanta, ebneten Hingis und Schnyder in Jakarta mit einem 3:2-Sieg über Indonesien den Weg zum Aufstieg in die Weltgruppe 2. 1997 gings ohne Halt gleich weiter, die Weltgruppe 2 blieb nur Zwischenstation. Im März bezwangen die Schweizerinnen die Slowakei in Kosice, im Juli hatte Argentinien beim Aufstiegsspiel in die Weltgruppe 1 in der Zürcher Saalsporthalle das Nachsehen – 5:0 hiess das deutlichste aller deutlichen Resultate. 1998 folgte das glorreiche Vordringen in den Fed-Cup-Final in Genf, der von Schnyder als einer der drei wichtigsten Erfolge ihrer Karriere bezeichnet wird. Auf dem Weg ins Endspiel hatten Schnyder einzig gegen Jana Novotna verloren, Frankreich wurde mit 5:0 geschlagen und die Überlegenheit der Schweizerinnen nährte die Hoffnung auf den erstmaligen Gewinn der Fed Cup-Trophäe. Gegen Spanien verlor die Schweiz in ihrem bisher einzigen Endspiel jedoch knapp mit 2:3.

Teamgeist zeigte Schnyder auch im Interclub. Diesen Sommer gab Sie, rund 20 Jahre nach ihrem letzten Interclub-Einsatz, mit dem CS Cologny ein Comeback.

Zeit für Neues
Mit Patty Schnyder verliert der internationale Tennissport eine aussergewöhnliche Athletin, die über lange Jahre das Frauentennis mitbestimmt hat. Im Schweizer Tennis hinterlässt Schnyder eine grosse Lücke. Swiss Tennis verliert mit ihr eine Spielerin und vor allem eine Persönlichkeit, die ihren eigenen Weg gegangen ist, mit Leidenschaft, direkt und ehrlich.

«Lass uns etwas Neues beginnen», schrieb Patty Schnyder in ihrer Rücktrittsnachricht. Swiss Tennis wünscht ihr dafür von Herzen alles Gute. Wünschen, denen sich auch Fed-Cup-Captain Heinz Günthardt anschliesst: «Ich wünsche Patty alles Gute für die Zukunft und ich hoffe, dass sie die Zeit nach der Tenniskarriere geniessen kann!»