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20. April 2023, 11:01

Soldatin Buob und Soldat Paul melden sich ab

Nalani Buob, aktuell die Nr. 19 im ITF Wheelchair Tennis Ranking, und Jakub Paul (ATP 500) haben diesen Winter die Spitzensport Rekrutenschule in Magglingen besucht und nun den Tarnanzug wieder gegen das Tennistenü getauscht.

«Ich bin froh, dass ich die Leute jetzt wieder normal grüssen kann», lacht Jakub Paul, wenn er von seinen Erlebnissen der Spitzensport RS berichtet. Auch wenn er sich erst an die Umstellung und den veränderten Tagesablauf gewöhnen musste, profitieren konnte der 24-jährige Bündner viel: «Körperlich konnte ich während der RS sehr gut arbeiten und meinen Aufbau während sieben bis acht Wochen voll durchziehen. Nun bin ich fit für die ganze Saison.» Auch auf dem Tennisplatz verliefen die letzten Monate positiv – im Dezember kürte sich Jakub Paul zum Schweizermeister. «Vielleicht hat es mir geholfen, dass ich durch die veränderten Umstände ohne grosse Erwartungen in die Matches gegangen bin.»

«Man macht eine persönliche Entwicklung durch»

Auch Nalani Buob möchte die Erfahrung aus der Spitzensport RS auf keinen Fall missen: «Ich kann die RS sicher empfehlen, man macht definitiv eine persönliche Entwicklung durch.» Unter vielen Menschen habe sie sich bisher nie besonders wohl gefühlt und sei eher ängstlich gewesen, wenn es darum ging, neue Leute kennenzulernen. «Die RS war für alle Athlet:innen die gleich grosse Umstellung – der gleich grosse Schock. Zu merken, dass es allen gleich geht, hilft enorm.» Besonders geschätzt hat die Rollstuhlsportlerin, dass sie als Para-Athletin genau gleich wie alle anderen behandelt wurde: «Ich habe einen Marsch und auch sonst alle Übungen mitgemacht. Da gab es keinen Unterschied.»

Militärische Grundausbildung und viel Zeit fürs Training

Die Spitzensport RS dauert 18 Wochen und ist untergliedert in drei Wochen militärische Grundausbildung sowie 15 Wochen sportartspezifisches Training in Kombination mit Aus- und Weiterbildung, Medienschulung, Massageausbildung, Englischunterricht, Mentaltraining sowie Inputs zu Doping, Ernährung und Regeneration. Seit 2021 absolvieren die selektionierten Athlet:innen und Para-Athlet:innen die RS gemeinsam.

«Die Spitzensport RS ist heute so gut organisiert und mit dem individuellen Training kompatibel, dass wir sie allen Athlet:innen, die die Bedingungen dafür erfüllen, empfehlen», sagt Alessandro Greco, Leiter Spitzensport bei Swiss Tennis. Ein Pluspunkt ist auch die geografische Nähe zwischen dem Nationalen Leistungszentrum (NLZ) von Swiss Tennis in Biel und dem Stützpunkt der Spitzensport RS in Magglingen. Während Jakub Paul seine Trainingsbasis grundsätzlich im NLZ hat, konnte auch die 22-jährige Nalani Buob aus Baar während der RS beim Verband trainieren: «Es war cool, anderen Tennisprofis zu begegnen und Kontakt mit Swiss Tennis zu haben. Das hat sicher dem Rollstuhlsport grundsätzlich etwas gebracht und mir persönlich auch.»

Dass die Spitzensport RS den jungen Athlet:innen etwas bringt, davon ist auch Alessandro Greco überzeugt: «Die RS ist eine gute Lebensschule. Das entspricht genau unserer Philosophie. Der Sport bietet mehr als nur Sieg und Niederlage. Er lehrt Kompetenzen, die über das Tennisspiel hinausgehen und für das ganze Leben dienlich sind. Wer diese Qualitäten bewusst wahrnimmt, fördert und verinnerlicht, macht aus dem Tennis oder eben auch aus der RS eine Lebensschule.»

Die Spitzensport RS nach heutigem Modell gibt es seit 2004. Nach der Baselbieterin Joanne Züger, die 2020 die Spitzensport RS besucht hat, haben mit Nalani Buob und Jakob Paul erst zwei weitere Tennis-Athlet:innen diesen Weg eingeschlagen. Nach altem Modell haben einst auch Martin Hochstrasser, Andreas Maurer, Manuel Kost und der heutige Nationalcoach Sven Swinnen die Spitzensport RS absolviert.

Und bald schon wird es heissen: Grosswiler, Wenger, Kym daher! Die Rollstuhltennis-Athletin Angela Grosswiler (ITF Wheelchair Tennis Ranking 45) rückt am 17. April in die Spitzensport RS ein. Damien Wenger (ATP 408) und Jérome Kym (ATP 435) folgen im Herbst.

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