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24. November 2023, 09:43

«Es war für mich ungewohnt, angeschrien zu werden»

Aaachtung! Im Oktober traten der Fricktaler Jérôme Kym und der französisch sprechende Seeländer Damien Wenger ihren Dienst in der Spitzensport-Rekrutenschule der Schweizer Armee an. Swiss Tennis traf die beiden Profis rund vier Wochen nach Dienstantritt zum Doppel-Interview. Ein Gespräch über Befehle, Verständnisprobleme und Horizonterweiterungen.

Wie habt ihr die ersten vier Wochen in der Spitzensport-RS erlebt?

Jérôme Kym:
Sehr positiv! Wir sind eine Gruppe von 59 Rekruten, die aus allen möglichen Sportarten kommen. Mit zwei Fussballern und einem Radfahrer habe ich mich bereits angefreundet. Mir gefällt hier die Abwechslung im Vergleich zum Tennisalltag, der sich praktisch nur auf dem Court und im Kraftraum abspielt.

Damien Wenger: Die Zeit verging bisher wie im Flug, auch wenn es einige harte Momente gab. Ich sehe es als Privileg, dass wir die Rekrutenschule in Magglingen zusammen mit lauter Spitzensportler absolvieren können. Der Austausch untereinander ist sehr interessant und erweitert unseren Horizont. Ausserdem wird uns ermöglicht, dass wir neben dem Militärbetrieb auf unsere Trainingsstunden kommen.

Wie lange hat es gedauert, bis ihr euch an die neuen Umgangsformen gewöhnt habt?

Damien Wenger:
Ich musste mich anfangs beispielsweise sehr darauf konzentrieren, richtig zu grüssen. Ausserdem war es eine Herausforderung, alle Dienstgrade zu lernen und korrekt zu erkennen. Nach zwei, drei Tagen ging das aber schon ganz gut.  

Jérôme Kym: Mir fiel die Umstellung ehrlichgesagt nicht all zu schwer. Es kam nur ganz selten vor, dass ich zum Beispiel jemanden falsch gegrüsst habe. Da hatten andere mehr Schwierigkeiten.

Neu dürfte es für euch sein, täglich Befehle zu erhalten. Wie könnt ihr damit umgehen?

Damien Wenger:
Das war für mich zu Beginn tatsächlich etwas ungewohnt. Unser Fachoffizier war einige Male ziemlich hart und hat uns angeschrien. Nun geht es besser. Man lernt relativ schnell, dass es einem das Leben erleichtert, wenn man die Befehle sauber ausführt.

Jérôme Kym: Befehle auszuführen bereitet mir keine Probleme. Ich bin da eher der Typ, der zu seinen Kollegen sagt, lasst es uns gleich beim ersten Mal richtig machen, anstatt es fünfmal wiederholen zu müssen. Das funktioniert ganz gut.    

Damien, die meisten Vorgesetzten kommunizieren auf Deutsch mit euch. Wie ist das für dich als Romand?

Es war in den ersten Wochen tatsächlich etwas schwierig, alle Befehle und Informationen richtig zu verstehen. Ich versuche aber auch diesen Aspekt positiv zu sehen. Schliesslich werde ich dadurch quasi dazu gezwungen, mein Deutsch zu verbessern. Davon kann ich nur profitieren.

Jérôme, du teilst dir das Zimmer unter anderem mit Damien. Ist es umgekehrt also auch für dich eine Chance, an deinem Französisch zu arbeiten?

Zum Glück spricht unser dritter Zimmerkollege beide Sprachen perfekt, das erleichtert die Kommunikation. Aber Spass bei Seite, ich versuche mein Bestes, so viel wie möglich Französisch zu sprechen. Manchmal muss ich aber aufpassen, dass ich mit Damien und den andern Romands nicht auf Englisch wechsle.

Was erhofft ihr euch für die restliche Zeit in der Armee?

Jérôme Kym:
Für mich ist gut, dass ich jetzt mal etwas anderes machen kann. Denn wenn ich die ganze Zeit das gleiche mache, also zum Beispiel immer im Gym trainiere, komme ich in eine Art Komfortzone. Da rauszufinden ist dann nicht einfach. Ausserdem hoffe ich, dass man uns Athleten versteht und auch eine gewisse Flexibilität und Spontanität gegeben ist, damit wir auch mal einen wichtigen Arzttermin oder ähnliches wahrnehmen können. Aber ich gehe eigentlich schon davon aus, dass dies möglich ist. 

Damien Wenger: Wir haben nun auch Kurse zum Management einer Sportkarriere. Das ist für uns Athleten sehr wertvoll und hilfreich. Wir behandeln unter anderem Themen wie Sponsoring oder Social Media und wie man sich einen «Personal Brand» aufbauen kann. Ausserdem haben wir nun nach der militärischen Grundausbildung wieder mehr Zeit zum Trainieren. Wir sind sehr privilegiert, dass wir unseren Militärdienst auf diese Weise leisten und so viel für uns persönlich und für und als Sportler profitieren können.

Zum Schluss: Würdet ihr jüngeren Tennisspielern die Spitzensport-RS weiterempfehlen?

Damien Wenger:
Ehrlich gesagt, am Anfang war ich nicht sehr motiviert. Aber die Zeit vergeht so schnell und wir können, wie gesagt, sehr viel profitieren.

Jérôme Kym: Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Für mich war der Entscheid – den ich während meiner Rehabilitation getroffen habe – recht einfach. Es gab keinen anderen Plan, der zu diesem Zeitpunkt mehr Sinn gemacht hätte, als in die Spitzensport-RS zu gehen. Ich bereue den Entscheid jedenfalls nicht. Es ist cool mit so vielen anderen Sportlern.

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