International

myTennis

National Teams

1. Februar 2024, 14:22

Midori Schweizer: «Der Davis Cup hat mich gerettet»

Sie ist der wohl treueste Fan des Schweizer Davis-Cup-Teams überhaupt. Seit 2008 hat Midori Schweizer keine einzige Begegnung verpasst. Die gebürtige Japanerin ordnet ihren Lieblingen ihr ganzes Leben unter.

Im September 2008 trifft das Securitas Swiss Davis Cup Team in Lausanne auf Belgien. Es ist der Anfang einer aussergewöhnlichen Geschichte. Im Publikum sitzt erstmals eine Frau, die davor mit Tennis nur wenig am Hut hatte und die von da an zur treuen Begleiterin werden sollte. Midori Schweizer sieht wie Roger Federer und Stan Wawrinka ihr Team zu einem klaren Heimsieg führen und ist vom Erlebten hell begeistert. «Ich habe von Anfang an voll mitgefiebert und war nervös, so als würde ich selbst auf dem Platz stehen», erinnert sie sich. Genau 32 Begegnungen hat das Schweizer Davis-Cup-Team seither bestritten – keine einzige ohne seinen grössten Fan im Stadion.

«Jeder Franken, den ich zur Seite legen kann, wird in diese Tennisreisen investiert.»

Geboren und aufgewachsen ist Midori Schweizer in Tokyo. Mit 19 Jahren kam die Japanerin für ein Praktikum in die Schweiz und verliebte sich sofort in das Land. Sie blieb, hat geheiratet und wurde Mutter von Zwillingen. Ihre Söhne waren es dann auch, die sich 2008 zum Geburtstag die Tickets für die besagte Davis-Cup-Begegnung wünschten. Sie ahnten wohl nicht, dass sie damit das Leben ihrer Mutter nachhaltig prägen würden. Denn diese verpasst seither keinen Auftritt ihres Lieblingsteams – sei es in Bern, in Serbien, in den USA oder im noch weiter entfernten Australien. «Davor war ich nicht wirklich glücklich. Der Davis Cup hat mich gerettet», sagt Schweizer heute. Die Reisen tritt sie stets allein an. «Für mich stimmt das so. Ich lerne jedes Mal grossartige Menschen kennen und finde neue Freunde. Noch heute bin ich in Kontakt mit Leuten etwa aus Australien, Kasachstan oder den USA. Es ist spannend zu sehen, in was für unterschiedlichen Kulturen sie leben.» Zusätzlich zu den mehr als 30 Davis-Cup-Begegnungen unterstützte sie in den letzten Jahren bereits zwölf Mal auch das Schweizer Frauen-Nationalteam im Billie Jean King Cup. Sie sagt: «Abgesehen von jährlich zwei Wochen Heimaturlaub in Japan, sind all meinen Ferientage für den Davis Cup und gelegentlich für den Billie Jean King Cup reserviert. Etwas anders kommt für mich nicht in Frage. Jeder Franken, den ich zur Seite legen kann, wird in diese Tennisreisen investiert.»

«Vielleicht bin ich verrückt, aber es ist nun mal so.»

Seit 2015 arbeitet der passionierte Tennisfan, der in Tokyo eine Tourismusschule besucht hatte, als Kellnerin im Restaurant TopSpin, welches Teil des Nationalen Leistungszentrums von Swiss Tennis in Biel ist. Als die entsprechende Stelle damals ausgeschrieben war, zögerte Midori Schweizer nicht: «Ich sah es als Chance, noch näher an den Tennisspielern zu sein und konnte mein Glück kaum fassen, als es geklappt hatte. Ich liebe es noch heute, hier zu arbeiten. Es ist schön, jeden Tag die vielen jungen Talente um sich zu haben und zu sehen, wie sie sich entwickeln.» Dafür nimmt die in Thun wohnhafte Frau täglich zweimal zwei Stunden Arbeitsweg auf sich. «Für einen anderen Job würde ich das nicht tun. Vielleicht bin ich verrückt, aber es ist nun mal so.» Nutzt sie die Möglichkeit, in Biel selbst hin und wieder ein paar Bälle zu schlagen? «Nein, heute nicht mehr», sagt sie und fügt lachend an: «Eine Zeit lang habe ich Einzelunterricht genommen. Um in einer Gruppe mit anderen zu spielen, war ich zu langsam.»

«Ich war so nervös, dass ich gar nicht mehr richtig mitbekam, was passierte.»

Viel lieber als selbst auf dem Platz zu stehen, jubelt Midori Schweizer ihren Lieblingen zu. Es sei schön zu sehen, dass diese ihre treue Unterstützung zu schätzen wissen. «Oft nehmen sich die Spielerinnen und Spieler Zeit für ein kurzes Gespräch oder ein gemeinsames Foto. Diese Begegnungen sind für mich etwas ganz Spezielles.» Nicht weniger speziell war, was der treuen Seele 2015 widerfuhr. Sie reiste nach Polen, um dort Martina Hingis, Timea Bacsinszky und Co. im damaligen Fed Cup zu unterstützen – als einzige Schweizer Supporterin! Das anwesende TV-Team wurde auf die einsame Unterstützerin aufmerksam und bat sie zum Interview. «Keine Ahnung, was ich damals alles erzählt habe. Ich war so nervös, dass ich gar nicht mehr richtig mitbekam, was passierte», erinnert sich die schüchterne Person. In besonderer Erinnerung bleibt dieser auch der Davis-Cup-Final 2014. Zum bisher einzigen Mal in der Geschichte des Wettbewerbs stemmten am Ende die Schweizer den Pokal in die Höhe. Unter den 27 448 Fans in Lille war logischerweise auch Midori Schweizer. «Leider hatte ich keinen allzu guten Platz im Stadion. Trotzdem sind es wunderschöne und sehr emotionale Erinnerungen. Nach dem Sieg gab es einen Apéro mit dem Team und wir haben alle zusammen gefeiert und gesungen. Das werde ich nie vergessen.»


Das Securitas Swiss Davis Cup Team bestreitet am 2. und 3. Februar 2024 die Davis Cup Qualifiers auswärts in Groningen gegen das Team der Niederlande. Mehr Informationen zur Begegnung finden Sie hier.

Spielzeiten Freitag: ab 14.00 Uhr
Spielzeiten Samstag: ab 13.00 Uhr 
Die Partien werden von SRF live übertragen.

Official Supporter Club: Werden auch Sie ein Fan und unterstützen Sie unsere Tennis-Nationalmannschaften lautstark!
 

Ähnliche News