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29. Januar 2025, 17:00

Der ewige Captain – 20 Jahre Severin Lüthi

Vor zwanzig Jahren übernahm Severin Lüthi das Amt des Captains des Securitas Swiss Davis Cup Teams. Seither hat er viel erlebt. Im Interview blickt der Jubilar zurück, aber nicht nur.

Sage und schreibe 42 Begegnungen hat Severin Lüthi vor der anstehenden gegen Spanien bereits als Captain des Securitas Swiss Davis Cup Teams verantwortet. Daraus resultierten 22 Siege gegen Teams aus aller Welt. 2014 schrieben Lüthi und sein damaliges Team Schweizer Sportgeschichte, als sie den Davis Cup erstmals überhaupt in die Schweiz holten. Angefangen hat vor 20 Jahren alles mit einem 5:0-Heimsieg in Genf gegen Grossbritannien. 

Severin Lüthi, welche Erinnerungen hast du noch an deine erste Begegnung als Captain im Jahr 2005? 

Ich weiss noch, dass ich sehr nervös war. Das war ja schliesslich eine neue Welt für mich. Roger Federer bestritt damals das erste Einzel für uns. Er gewann die ersten beide Sätze gegen Alan Mackin mit 6:0 und 6:0, kam dann zu mir auf die Bank und fragte mich: «Und, wie gefällt es dir bis jetzt als Davis-Cup-Captain?». Daran kann ich mich noch ebenso gut erinnern wie an den Sieg von Stan Wawrinka gegen Andy Murray. Weil wir auch die gesamte Begegnung gegen die Briten gewinnen konnten, war es der perfekte Einstieg für mich.    

Was hättest du vor 20 Jahren gesagt, wenn dir jemand eine so lange Zeit im Amt als Captain vorausgesagt hätte?  

Das hätte ich wohl nicht für möglich gehalten. Auch wenn es ganz klar das Ziel aller Beteiligten war, ein längerfristiges Projekt zu starten, zumal es unmittelbar vor mir einige Wechsel gab. Die Teamkonstellation war zudem so, dass wir mit Roger und Stan zwei junge Spieler hatten, die uns das Potenzial verliehen, eines Tages Grosses zu erreichen. Im Sport kann es aber schnell gehen und wer weiss, wie lange ich im Amt geblieben wäre, wären die Erfolge ausgeblieben.   

Was hat dich während dieser langen Zeit immer wieder aufs Neue motiviert, weiterzumachen? 

Nach dem Titelgewinn 2014 gab es tatsächlich einen Moment, wo ich mir überlegt habe, mein Amt niederzulegen. Schliesslich hatten wir erreicht, wovon wir geträumt hatten und mussten erstmal neue Ziele definieren. Für mich war der Davis Cup als Wettbewerb aber schon immer das Grösste. Sein Land zu repräsentieren, das ist eine besondere Ehre. Aber auch sonst war ich stets ein Fan von Team-Wettbewerben. Nachdem ich meine Profi-Karriere nicht mehr weiterverfolgte, spielte ich zum Beispiel trotzdem einige Turniere, nur um weiterhin in der Interclub Nationalliga A antreten zu können. Die Aufgabe als Davis-Cup-Captain hat sich ausserdem in all den Jahren nie wie «echte» Arbeit angefühlt. Ich habe das Privileg, beruflich das tun zu können, was mir wirklich Spass bereitet.  

Der Titelgewinn 2014: Dein bis heute schönstes Erlebnis als Captain?  

Das war unglaublich. Nicht nur der Titelgewinn an sich, sondern auch der Weg dahin. Wir hatten so lange darauf hingearbeitet, über die Jahre hinweg einige Rückschläge in Form von Abstiegen erlitten und am Ende doch reüssiert. Heute noch werde ich von Leuten, die damals beim Final in Lille dabei waren, darauf angesprochen. Viele von ihnen sagen mir, das sei das Unglaublichste gewesen, was sie im Tennis je erlebt hätten. Ich glaube, wenn wir unser grosses Ziel nie erreicht hätten, täte das bis heute weh. Darum bin ich einfach nur dankbar dafür, was wir zusammen erleben durften.  

Sprechen wir über die Gegenwart. Was macht die Arbeit mit dem aktuellen Team besonders reizvoll?  

Viele der Spieler sind an einem spannenden Punkt ihrer Karriere. Jérôme Kym, Dominic Stricker und Leandro Riedi sind beispielsweise noch sehr jung und nahe dran an den besten 100 der Welt. Wenn sie noch etwas konstanter werden, haben sie das Potenzial, künftig auch bei Grand Slams eine gute Rolle spielen zu können. Dann haben wir mit Marc-Andrea Hüsler einen Spieler, der es bereits in die Top-50 der Weltrangliste geschafft hat, wovor ich meinen Hut ziehe. Wenn du drei, vier Spieler auf diesem Level hast, bist du im Davis Cup immer konkurrenzfähig. Vor einem Jahr haben wir denkbar knapp gegen die Niederländer verloren, die danach bis in den Final vorgestossen sind. Das zeigt, was mittel- bis langfristig auch für uns möglich sein kann. Kommt hinzu, dass wir lauter guter Typen im Team haben, die auch menschlich gut miteinander funktionieren. Das macht die Aufgabe als Captain natürlich zusätzlich reizvoll.  

Wie stehen die Chancen gegen Spanien? 

Die Favoritenrolle müssen wir wohl den Spaniern überlassen. Ich glaube aber, dass wir für sie ein unangenehmer Gegner sein können. Wir spielen zuhause in Biel auf Hartplatz, wo die Bedingungen eher schnell sind, was uns mehr entgegenkommen sollte als ihnen. Auch dass die Matches im Best-of-3-Format ausgetragen werden, hilft normalerweise eher den Aussenseitern. Sie werden uns aber mit Sicherheit alles abverlangen. Ein guter Start in die Begegnung wird wichtig sein, um den Druck auf die Spanier von Beginn weg hochzuhalten. Wir glauben an unsere Chance.  

Gespielt wird am Samstag und Sonntag (1. + 2. Februar 2025) in der Swiss Tennis Arena in Biel. Das siegreiche Team schafft den Sprung in die zweite und letzte Qualifikationsrunde für die Davis Cup Finals. Tickets für die Begegnung zwischen der Schweiz und Spanien sind hier erhältlich.

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