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4. Mai 2023, 08:53

Leandro Riedi vor Comeback: «Ich glaube an mich!»

Acht Wochen lang setzte ihn eine Stressfaktur im rechten Fuss ausser Gefecht. Nun will Leandro Riedi wieder angreifen – mit einem grossen Highlight vor Augen.

Es passiert Mitte März dieses Jahres: Leandro Riedi tritt beim ATP Challenger von Phoenix (USA) zur zweiten Qualifikationsrunde an. Tags zuvor hat er den Franzosen Benoit Paire bezwungen. Doch gegen den Russen Alexander Shevchenko will ihm von Beginn weg nichts gelingen – 2:6 gibt er den ersten Durchgang ab. Ein schlechter Tag? Mehr als das, Riedi ist angeschlagen. Im Verlaufe des zweiten Satzes werden die Schmerzen im rechten Fuss so stark, dass der junge Schweizer das Handtuch werfen muss. Später bringt ein MRI die Diagnose: Stressfaktur!

«Das beste Gefühl überhaupt»

Es war damals ein Rückschlag zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt, hatte Riedi doch unmittelbar zuvor Fahrt aufgenommen. Erst feierte der 21-Jährige beim ATP-250-Turnier von Marseille seinen ersten Sieg auf dieser Stufe, dann qualifizierte er sich fürs Hauptfeld des ATP-1000-Turniers von Indian Wells. In der ATP-Weltrangliste stiess er bis auf Rang 126 vor, das Erreichen der Top-100 schien nur noch eine Frage der Zeit. Und dann diese Verletzung. Schon wieder eine! Zu Beginn des Jahres waren die Bänder im linken Fuss kaputt, im Sommer 2022 zwang ihn ein Ermüdungsbruch in der Rippengegend zum Pausieren. Riedi ist leidgeprüft. «Diese Erfahrungen haben mir geholfen, besser mit solchen Situationen umzugehen», sagt der Zürcher. Er nutzt die Zeit, um Dinge zu tun, die sonst zu kurz kommen, trifft Freunde und macht einen Ausflug in den Europa-Park. Den Sport, den er so sehr liebt, hält er auf Distanz: «Das Geschehen auf der Tour habe ich kaum verfolgt und auch mit Freunden habe ich bewusst nicht über Tennis gesprochen. Das hätte mir in dieser Zeit nicht gutgetan.» Sechs Wochen dauert es, bis Riedi in Biel, im Nationalen Leistungszentrum von Swiss Tennis, die ersten Bälle schlägt. Mittlerweile, zwei Monate nach der Diagnose Stressfaktur, kann er seinen Fuss wieder voll belasten und schmerzfrei Tennis spielen – «das beste Gefühl überhaupt!»

«Nach einer Stunde war ich extrem erschöpft»

Technisch habe er das Niveau von vor der Verletzung schnell wieder erreicht, freut sich der junge Mann, den alle nur Lele nennen. Dennoch werde es noch einige Zeit dauern, bis er seine Topform erreiche: «In den ersten Trainingseinheiten war ich jeweils schon nach einer Stunde extrem erschöpft. Meine Beine waren die Belastung schlicht nicht mehr gewohnt. Jetzt muss ich hart arbeiten, um dann im Juni oder Juli wieder bei 100 Prozent zu sein.» Auf dem Weg zurück sind die Trainings aber nur die halbe Miete. Riedi braucht Matchpraxis! Nächste Woche gibt er sein Comeback bei einem ATP Challenger in Österreich – ohne all zu grosse Erwartungen: «Mein Ziel ist es, den Gegnern das Leben schwer zu machen und möglichst viele Partien zu bestreiten.» Ein weiterer Challenger in Portugal soll direkt danach folgen, ehe dann bereits einer der Saison-Höhepunkte auf dem Programm steht.

 

«Ich traue mir die Qualifikation zu»

Ende Mai wird Leandro Riedi – zum ersten Mal als Profi –  die Qualifikation zu den French Open in Paris bestreiten. Es ist die Rückkehr an den Ort einer seiner bisher grössten Erfolge. Im Oktober 2020 stand der damals 18-Jährige im Final der Junioren. Damit seien viele schöne Erinnerungen verbunden, auch wenn die Finalniederlage gegen Landsmann und Freund Dominic Stricker sehr wehgetan habe: «Auch solche Erfahrungen gehören dazu. Ich freue mich sehr darauf, wieder da zu sein.» Als Riedi zu Beginn des Jahres in Australien erstmals zur Qualifikation eines Grand-Slam-Turniers antrat, scheiterte er erst in der dritten und letzten Runde. Und nun in Paris? Der Weg ins Hauptfeld ist auch hier ein weiter. «Das werden drei schwierige Partien gegen starke Konkurrenten», gibt Riedi zu bedenken. Über die notwendigen Qualitäten verfügt der Zürcher, aktuell noch die Nummer 156 der Welt, aber allemal. Er  traut sich die erstmalige Qualifikation für ein Grand-Slam-Turnier daher auch nach langer Verletzungspause zu: «Ich glaube an mich!»

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