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2. Mai 2023, 11:00

Mika Brunold – Aus dem Nichts ins Rampenlicht

Der 18-jährige Mika Brunold überraschte im vergangenen März alle. Zweimal erhielt der Baselbieter eine Wild Card für einen ATP Challenger, zweimal stürmte er in den Viertelfinal. Wer ist der junge Mann, der sich selbst mit Daniil Medvedev vergleicht?

Es ist Donnerstag, der 23. März 2023, kurz nach 18 Uhr. Eben hat Mika Brunold seinen Achtelfinal beim ATP Challenger von Biel gewonnen. Vor der Halle warten Kinder, die nach Autogrammen und Selfies fragen. Für den 18-Jährigen sind es ungewohnte Szenen. Noch. Denn der junge Mann aus Reinach im Kanton Baselland scheint sich schnell an Neues anzupassen. «Als ich vor zwei Wochen in Lugano zum ersten Mal nach Autogrammen gefragt wurde, wusste ich erst gar nicht, wie meine Unterschrift überhaupt aussehen soll. Die ersten fünf Versuche kamen daher alle komplett unterschiedlich daher. Mittlerweile geht es aber schon ganz gut», schmunzelt Brunold.

Chance gepackt

Dass dieser schon im Tessin ein gefragter Mann war, hängt eng mit seinen Leistungen beim ATP Challenger von Lugano zusammen. Ausgestattet mit einer Wild Card bezwang er auf Anhieb zwei Gegner aus den Top-200 der Weltrangliste, ohne davor je ein Spiel auf diesem Niveau bestritten zu haben. Eine Sensation! Aber nicht für Mika Brunold selbst: «Ich wusste, dass ich seit einiger Zeit auf diesem Level trainiere. Dass ich das nun auch bei Turnieren zeigen konnte, gibt mir zusätzlich Selbstvertrauen und Motivation für die Zukunft.» Die Bestätigung folgt nur knapp zwei Wochen später. In Biel erhält der junge Schweizer erneut eine Wild Card. Er trifft in der ersten Runde auf den Tschechen Zdenek Kolar – zu diesem Zeitpunkt die Nummer 174 der Welt – und wirft diesen glatt in zwei Sätzen raus. 6:1 und 6:4. Da gerät auch Alessandro Greco, Leiter Spitzensport bei Swiss Tennis, ins Schwärmen: «Wir kannten das Potenzial von Mika sehr wohl. Dass er aber gleich so gut spielt, konnten und durften wir nicht erwarten. Er hat seine Chance gepackt!» Für Greco ist Brunold eine weitere Bestätigung dafür, dass die Arbeit und Ideen des Verbandes Früchte tragen. In den letzten drei Jahren entstanden in der Schweiz drei internationale Turniere der Stufe ATP Challenger. Die Hauptidee: Jungen Schweizern die Möglichkeit geben, sich dank Wild Cards schon früh auf diesem Niveau messen zu können. Davon profitierten bereits Dominic Stricker und Leandro Riedi. Jetzt also Mika Brunold.

Nur ein erster Schritt

Während die zwei Jahre älteren Stricker und Riedi aber bereits auf dem Sprung in die Top-100 sind, ist der Baselbieter davon noch weit entfernt. Und so werden in naher Zukunft kaum weitere Auftritte bei Challenger-Turnieren hinzukommen. Viel mehr wird sich der 18-Jährige wieder auf der kleineren ITF-Tour beweisen müssen. «Es wird für mich wichtig sein, dort konstant gute Resultate zu erzielen. Nur wenn ich regelmässig einen Final oder Halbfinal erreiche, kann ich im Ranking die nächsten Schritte machen», ist sich Brunold bewusst. Dabei werde es nicht zuletzt darum gehen, sich an die Intensität, die bei den Profis eine komplett andere sei als noch bei den Junioren, gewöhnen zu können. Schritt für Schritt. Sein Potenzial konnte er im März eindrücklich unter Beweis stellen. Wohin ihn das eines Tages führen wird, bleibt schwer abzuschätzen, auch für das Talent selbst: «Ich arbeite hart daran, den bestmöglichen Tennisspieler aus mir zu machen. Wenn ich am Ende die Nummer 100 der Welt bin, ist das ok. Wenn es zur Nummer 1 reicht, natürlich auch.»

Grosse Vorbilder

An sportlichen Genen mangelt es Mika Brunold jedenfalls nicht. Sein Grossvater Otto Demarmels spielte während 15 Saisons für den FC Basel und wurde mit diesem in den 1970er-Jahren sechsmal Schweizer Meister. 16-mal lief Demarmels für die Nationalmannschaft auf.

Zwar schlägt auch Mikas Herz für den ehemaligen Club seines Opas, in dessen Fussstapfen tritt aber eher sein jüngerer Bruder Kimi. Der kickt aktuell in der U14 des FCB. Die Vorbilder des Tennisspielers sind dann doch eher in der ihm eigenen Sportart zu finden. Und natürlich fällt dabei auch der Name Roger Federer. «Menschlich ist er mein grosses Vorbild», sagt Brunold über den Mann, der sich einst ebenfalls aus dem Baselbiet aufmachte, die Tenniswelt zu erobern. Eine weitere Parallele zum 20-fachen Grand Slam-Champion: Wie Federer, hat sich auch Brunold früh dazu entschieden, im Nationalen Leistungszentrum von Swiss Tennis zu trainieren. Orientiert er sich also auch spielerisch am Maestro? «Nein, viel mehr an Daniil Medvedev», erklärt der junge Schweizer. «Daniil ist wie ich grossgewachsen und eher schlaksig. Trotzdem bewegt er sich extrem flink über den Platz. Unser Spiel ähnelt sich in vielen Punkten und ich kann mir einiges von ihm abschauen.»

Aktuell arbeitet Mika Brunold beispielsweise daran, noch etwas offensiver und unberechenbarer zu spielen. Gelingt ihm das, werden die nächsten Chancen folgen – bei Challenger-Turnieren oder auf noch grösseren Bühnen. Und dann werden auch die Autogramm- und Selfie-Jäger wieder da sein. Das mit der Unterschrift klappt ja jetzt.

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