Sportlich war Freddy Streun schon immer. Skifahren ist seine grosse Leidenschaft, jahrelang war er als Skilehrer unterwegs. Mit dem Tennisspielen hat er erst mit 63 Jahren seiner Frau zuliebe angefangen. «Zuerst habe ich überhaupt nicht verstanden, wie beim Tennis gezählt wird», erinnert sich Freddy.
Nach der Pensionierung hatte er dann mehr Zeit, um Tennis zu spielen. Er war Mitglied im Tennisclub Maisonnex in Meyrin, seit 20 Jahren ist er auch Mitglied im Tennisclub Sarnen. Im Rahmen eines Tennisplauschturniers hat der Tennisclub Sarnen kürzlich seinen ältesten Tennisspieler geehrt. Uns hat Freddy Streun dabei ein paar Fragen beantwortet.
Freddy, wie schafft man es, mit 98 Jahren noch Tennis zu spielen? Wie lautet dein Geheimrezept?
Ich habe einfach Freude daran und darum spiele ich Tennis. Ich spiele so lange, bis ich finde, jetzt habe ich genug. Es kann schon sein, dass ich in zwei Jahren aufhören – da bin ich hundertjährig, das finde ich dann eigentlich ein gutes Alter. Grundsätzlich betreibe ich nur Sportarten, die mir Freude bereiten. Das hält jung.
Manchmal werde ich schon auf mein Alter angesprochen. Wenn die Leute mich zum Beispiel beim Skifahren sehen, denken sie «der ist doch komplett verrückt». Aber ich bin nicht verrückt, ich habe einfach Freude daran. Mir macht es Spass, dass ich beim Skifahren oder beim Tennisspielen immer Leute treffe und mit jemandem diskutieren kann. Ich verabrede mich nicht zum Skifahren oder Tennisspielen. Ich gehe einfach los und schaue, wen ich dabei antreffe.
Du hast erst mit 63 Jahren angefangen Tennis zu spielen – wie war das damals?
Angefangen habe ich meiner Frau zuliebe. Ihre Freundinnen aus dem Dorf fragten sie, ob sie nicht auch mit ihnen spielen kommen wolle. Um ihr den Einstieg zu vereinfachen, habe ich sie begleitet. Zu Beginn traf ich die Bälle noch nicht so gut und sie flogen irgendwohin, aber mit der Zeit ging es besser und besser. Ich habe viel gelernt, indem ich den andern beim Spielen zugeschaut habe, so brauchte ich auch nie eine Stunde beim Tennislehrer. Je mehr Fortschritte ich gemacht habe, desto mehr Freude hat mir das Tennisspielen bereitet. Am Anfang, wenn du noch spielst wie eine Flasche, hält sich die Freude nämlich in Grenzen. Zwei Jahre nachdem ich angefangen hatte, wurde ich dann pensioniert. Mir war etwas langweilig, weil ich plötzlich sehr viel Zeit hatte, also war ich von da an noch öfter auf dem Tennisplatz anzutreffen.
Spielst du noch regelmässig Tennis?
Jeden Donnerstag vor neun Uhr nehme ich das Velo und fahre mit dem Racket am Rücken zum Tennis. Dann schaue ich mal wer da ist und Zeit zum Spielen hat. Meist ist da eine Gruppe von acht Frauen. Oft fehlt jemand, dann rufen sie «Freddy, komm spielen!».
Nach dem Tennis geht man noch auf die Terrasse und trinkt einen Kaffee zusammen. Das «Käfele» dauert dann meist länger als das Tennisspielen.
Bist du ehrgeizig, wenn du Tennis spielst? Willst du noch gewinnen?
Ich versuche schon möglichst gut zu spielen. Aber nicht, damit ich gewinne, sondern damit es meinem Gegenüber auch mehr Spass macht. Wenn du jemanden glücklich machst, fällt das immer auf dich zurück – das ist mein Lebensmotto. Und ich bin halt einfach gern unter Leuten, das motiviert mich, bei Turnieren mitzumachen.
Freddy Streun bestätigt mit seiner Fitness im hohen Alter quasi exemplarisch eine Studie aus den USA. Diese besagt, dass wer regelmässig Tennis spielt, sein Leben im Vergleich mit jenem von Menschen, die kein Sport treiben, im Schnitt um 9,7 Jahre verlängert. Andere Sportarten wie Fussball (+ 4,7 Jahre), Jogging (+ 3,2 Jahre) oder das Trainieren im Fitnesscenter (+ 1,5 Jahre) schneiden in besagter Studie vergleichsweise weniger gut ab. Tennis ist demnach der gesündeste Sport der Welt!
Im Tagesanzeiger-Artikel vom 11. April 2024 sagt Tobias Bächle vom Bundesamt für Sport diesbezüglich: «Tennis ist ein hochkomplexer Sport, in dem das Zusammenspiel von Körper und Geist hohe Ansprüche an die Ausübenden stellt. Die kognitiven und koordinativen Fähigkeiten werden stark gefördert. Man muss nicht nur die Bälle erlaufen, sondern versucht auch ständig, das Rätsel zu lösen, wie man das Gegenüber ausspielen kann. Immer wieder muss man unter Zeitdruck Entscheidungen treffen.»
Weiter kann man aus der Studie die Erkenntnis gewinnen, dass der soziale Aspekt, welcher beim Tennisspielen zum Tragen kommt, ebenfalls lebensverlängernd wirkt. Mach es also am besten wie Freddy Streun und geh mit Racket und Bällen offen auf die Menschen zu – Körper und Geist werden dir danken!




