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13. Juni 2024, 14:55

Michael Lammer: “Einen nächsten Roger werden wir nicht produzieren»

Michael Lammer ist zu Gast im Podcast von Swiss Tennis. Bei «Let’s talk about Tennis” spricht der Headcoach U23 über die Nachwuchsarbeit im Verband und über gefährliche Vergleiche.

Vor knapp zehn Jahren war Michael Lammer Teil jenes Teams, das für die Schweiz erstmals überhaupt den Davis Cup gewann. Es war, wie der mittlerweile 42-jährige Zürcher selbst sagt, der Höhepunkt seiner Karriere als aktiver Tennisspieler. Heute amtet Lammer als Headcoach U23 von Swiss Tennis. Er ist somit hauptverantwortlich für die Förderung der grössten Tennistalente unseres Landes.

Mit beiden Füssen auf dem Boden bleiben

Eines dieser Talente hat letzte Woche in Paris von sich reden gemacht: Der 17-jährige Basler Henry Bernet erreichte bei seinem ersten Grand-Slam-Turnier, bei dem er zuerst noch zwei Qualifikationsrunden zu überstehen hatte, auf Anhieb die Viertelfinals. Ein schöner Erfolg für den Junioren, der im Nationalen Leistungszentrum von Swiss Tennis in Biel lebt und trainiert. «An so einem Turnier bekommst du mehr Aufmerksamkeit als sonst und kannst dich mit den besten Junioren der Welt messen. Wenn du dann siehst, dass du mithalten und sogar Top-5-Spieler schlagen kannst, dann stärkt das deinen Glauben an dich selbst. Dieses Selbstvertrauen gilt es mitzunehmen, immer im Wissen, dass es noch ein weiter Weg von den Junioren zu den Profis ist», sagt Michael Lammer. Für Bernet sei es nun, wie für alle vielversprechenden Talente, wichtig, sich auf die tägliche Arbeit zu konzentrieren und nicht zu fest an eine möglichweise grosse Zukunft zu denken. Das sei manchmal gar nicht so einfach: «Es fängt teilweise schon bei den U12- und U14-Turnieren an, dass internationale Scouts und Manager rumlaufen und den Talenten das Gelbe vom Ei versprechen. Da braucht man ein gutes Umfeld, dem man vertrauen kann und das einem hilft, alles einzuordnen. Es ist in diesem Alter wichtig, mit beiden Füssen auf dem Boden zu bleiben.»

Nicht immer nur «Ja und Amen» sagen

Die Arbeit mit den jungen Athletinnen und Athleten bereite Lammer grossen Spass, auch wenn nicht alle gleich einfach im Umgang seien: «Es gibt Talente, die dir stets gut zuhören und sofort versuchen, deine Ratschläge umzusetzen. Viele fordern dich heute aber auch heraus – menschlich wie fachlich.» Ein Problem ist das für den Headcoach von Swiss Tennis nicht, ganz im Gegenteil. «Wenn du in einer Sportart wie Tennis vorne mitmischen willst, musst du auf eine Art speziell sein und hast oft kein 0815-Mindset. Diejenigen, die immer nur «Ja und Amen» sagen, sind selten die Speziellen», so Lammer. Aktuell gehören drei junge Spieler dem Nationalen A-Kader von Swiss Tennis an. Neben dem bereits erwähnten Henry Bernet sind dies Flynn Thomas und Nikola Djosic. Ihnen allen wird zugetraut, eines Tages im Hauptfeld der Grand-Slam-Turniere zu reüssieren. Weibliche A-Kader-Mitglieder sucht man derzeit vergebens. «In einem kleinen Land wie der Schweiz müssen wir akzeptieren, dass wir nicht in jedem Jahrgang Spielerinnen und Spieler von diesem Potenzial haben. Ich werte es daher als Erfolg, dass aktuell gleich drei Jungs den Sprung ins A-Kader geschafft haben», ordnet Michael Lammer den Ist-Zustand «seines» Nachwuchses ein.

Ab sofort bei Spotify, Apple Podcasts und Youtube

Weitere spannende Einblicke in die Arbeit mit den besten Juniorinnen und Junioren der Schweiz gewährt Lammer als Gast bei «Let’s talk about Tennis», dem Podcast von Swiss Tennis. Darin spricht er unter anderem darüber, wie Talente manchmal plötzlich von der Bildfläche verschwinden, wie die Kadereinteilung beim Verband funktioniert und wie sehr ihn die ihm häufig gestellte Frage «wer ist der nächste Roger Federer?» nervt.

Im ersten Teil des Gesprächs mit Moderator Florian Künzi diskutiert Gast Michael Lammer ausserdem aktuelle Themen aus der internationalen Tenniswelt: Wird «Alcaraz vs. Sinner» das neue «Federer vs. Nadal»? Beendet die Verletzung von Novak Djokovic dessen Ära? Und warum bereiten sich einige Spielerinnen und Spieler bei Sandplatz-Turnieren auf Wimbledon vor? Die neue Folge von «Let’s talk about Tennis» ist ab sofort bei Spotify, Apple Podcasts und Youtube zu hören. Monatlich erscheint auf den genannten Plattformen eine neue Ausgabe des Podcasts von Swiss Tennis.

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