«Ich kann mich an viele Begegnungen besser erinnern als an den Final gegen Frankreich», sagt Marco Chiudinelli, der von 2005 bis 2017 insgesamt 21-mal im Aufgebot des Securitas Swiss Davis Cup Teams stand und dabei 28 Matches bestritt. Es fühle sich etwas surreal an, wenn er an diesen 23. November 2014 zurückdenke, also an jenen Tag, an welchem sein Team Schweizer Sportgeschichte schrieb: «Für uns ging damals ein Traum in Erfüllung und wie ein Traum fühlt es sich auch heute noch an.» Einige konkrete Erinnerungen schildert der Basler dann aber doch noch bei «Let’s talk about Tennis». So erzählt er etwa von der skurrilen Situation beim offiziellen Abendessen, zu dem beide Teams nach dem Final geladen waren. «Wir waren natürlich super drauf, schliesslich hatten wir soeben den Davis Cup gewonnen. Am Tisch neben uns sassen aber die französischen Spieler, die völlig am Boden waren. Das war schon speziell», so Chiudinelli. Eine richtige Party mit dem Team habe es dann auch gar nie gegeben in Lille, wo der Final ausgetragen wurde. «Im Hotel wurde für uns ein Raum organisiert, in dem ein DJ auflegte und wo es alle möglichen Getränke gab. Nach den ganzen offiziellen Programmpunkten waren wir aber schon so müde, dass wir uns dort nur noch einen einzigen Drink gönnten und dann auch schon schlafen gingen.»
«Ich habe dem Team einmal abgesagt und es sofort bereut»
Heute ist Marco Chiudinelli unter anderem als Kommentator für das Schweizer Fernsehen SRF tätig. Als solcher begleitete er letzte Woche die Begegnung des aktuellen Securitas Swiss Davis Cup Teams gegen Peru. Jérôme Kym, Marc-Andrea Hüsler, Dominic Stricker und Rémy Bertola trugen alle zum 4:0-Erfolg der Schweiz bei und wussten den mittlerweile 43-Jährigen zu überzeugen: «Das ist ein cooles Team, bei dem man einen grossen Zusammenhalt spürt. So wird es in Zukunft vielleicht auch mal möglich sein, gegen ein nominell stärkeres Team zu gewinnen». Dies bedinge allerdings, dass alle gesund bleiben und sich zum Davis Cup bekennen. Selbst verzichtete Chiudinelli ein einziges Mal freiwillig auf eine Teilnahme am Team-Event. «Das war gegen Ende meiner Karriere und ich sah noch einmal die Chance, in die Top-100 der Weltrangliste vorzustossen», erklärt er. Seinen Entscheid habe er aber bereut: «Während des Turniers in Istanbul, das ich stattdessen bestritt, war ich mit meinen Gedanken und mit dem Herzen nur beim Davis Cup. Ich verfolgte alle Partien des Teams in einem Stream und wusste in diesem Moment, dass ich nie wieder ein Aufgebot ablehnen würde. Es ist eine besondere Ehre, die Schweiz zu vertreten.»
«Das Schweizer Tennis ist in einer interessanten Situation»
Im Podcast äussert sich Marco Chiudinelli auch zur allgemeinen Lage des Schweizer Tennissports. Glaubt man vielen Schlagzeilen der letzten Wochen, präsentiert diese sich nicht eben rosig. «Es stimmt schon, dass der Schweiz aktuell ein Leuchtturm fehlt, wie etwa Roger Federer und Stan Wawrinka jahrelang welche waren», sagt die ehemalige Weltnummer 53. Dabei werde aber oft übersehen, wie interessant die Situation derzeit auch sei: «Wir sind in der Breite besser denn je. Dies dank vielen jungen Spielerinnen und Spielern, die das Potenzial haben, weit nach vorne zu kommen. Es wird in den nächsten Jahren spannend zu sehen sein, wie viele von ihnen es schaffen werden». Chiudinelli wünscht sich, dass die «Jahre der Chancen» bald auch Öffentlich vermehrt als solche wahrgenommen werden.
Ab sofort bei Spotify, Apple Podcasts und YouTube
Das gesamte rund 35-minütige Gespräch mit Marco Chiudinelli ist ab sofort bei Spotify, Apple Podcasts und YouTube zu hören. Monatlich erscheint auf den genannten Plattformen eine neue Ausgabe des Podcasts von Swiss Tennis. Alle bereits erschienen Folgen von «Let’s talk about Tennis» findest du hier.