Ende des Jahres 2023 war für Kristýna Paul – damals gerade einmal 16 Jahre jung – ans Tennisspielen nicht zu denken. Die Bündnerin fand sich nach einer Fussverletzung auf dem Operationstisch wieder und blickte einer langen Rehabilitationszeit entgegen. «Es brauchte sehr viel Geduld und Disziplin, immer weiterzuarbeiten und mich zu pushen, damit ich wieder auf den Tennisplatz zurückkehren konnte. Doch genau das ist mir gelungen – sogar besser als erhofft. Ich weiss nun, dass ich diesen Willen in mir habe», reflektiert die heute knapp 18-Jährige ihre bisher schwerste Zeit als Sportlerin. In der Tat kämpfte sie sich auf beeindruckende Art und Weise zurück. Gehörte sie nach ihrer Verletzungspause im nationalen Ranking nicht mal mehr zu den besten 300 Spielerinnen, ist sie nun in den von Swiss Tennis monatlich aktualisierten Ranglisten bereits in den Top-30 zu finden. Der bisherige Höhepunkt der Comeback-Geschichte: Im vergangenen Juli krönte sich Kristýna Paul zur U18-Schweizermeisterin im Einzel.
Vom grossen Bruder lernen
Der Tennissport bestimmt das Leben der jungen Athletin, die vor einigen Jahren nach Biel gezogen ist, um in der Swiss Tennis Academy zu trainieren, seit jeher. «Schon als Primarschülerin ging es für mich jeden Tag nach der Schule direkt ins Training, während die anderen miteinander abmachen konnten.» Derzeit absolviert Paul ihr Sport-Kultur-Studium am Gymnasium Biel-Seeland, ein Förderprogramm für besonders talentierte Schülerinnen und Schüler in den Bereichen Sport, Musik und Tanz. Gefragt nach ihren Idolen auf dem Tennisplatz sagt sie: «Ich finde es schwierig, Vorbilder zu nennen. Jeder Weg ist einzigartig. Trotzdem gibt es viele Spielerinnen und Spieler, die mich inspirieren. So zum Beispiel die Italienerin Jasmine Paolini, die sehr flink und schlau spielt. Von ihrer Spielart kann ich viel lernen.» Viel lernen kann Kristýna Paul auch von ihrem acht Jahre älteren Bruder Jakub, der selbst Tennis-Profi ist und zu den besten 100 Doppel-Spielern der Welt gehört. «Er ist sehr selbstständig und organisiert alles allein. Das kann ich mir von ihm abschauen. Es hat mich ausserdem schon sehr früh motiviert, dass mein Bruder auf so einem hohen Level Tennis spielt. So wusste ich, dass es möglich ist, seine Ziele durch harte Arbeit zu verwirklichen.»
Den Schritt zu den Profis schaffen
Zuletzt habe sie vor allem im physischen Bereich grosse Fortschritte gemacht, sagt die junge Spielerin über sich selbst. «Ich bin viel robuster als früher und somit stärker und schneller auf dem Platz. Auch wurde mein Spiel aggressiver. Früher bin ich nur wie ein Scheibenwischer hin und her gerannt, jetzt greife ich an und versuche, die Punkte zu dominieren.» Aktuell bestreitet Kristýna Paul ihre letzte Saison als Juniorin. In den nächsten zwei Jahren will sie sich auf der ITF-Tour der Profis etablieren und dann, eines Tages, «auf den grossen Bühnen Tennis spielen.» Vor allem Roland Garros, wo auf ihrem Lieblingsbelag gespielt wird, habe sie schon immer inspiriert.




